Am 5. August 2024 war es dann soweit. Monatelange intensive körperliche Vorbereitung, mentales Training, Gespräche und Gedanken wurden beiseite gelegt. Die größte Bühne im Leben eines Athleten stand vor der Tür. Es war Zeit für die Olympischen Spiele.
Für Schubert hätten die Boulder- und Lead-Bewerbe in Paris 2024 nicht spannender verlaufen können und brachten ihm schließlich seine zweite olympische Bronzemedaille nach Tokio ein.
Schubert begann den Wettkampf in Le Bourget mit einer soliden Leistung in der Boulderqualifikation. Trotz der anspruchsvollen Problem kletterte er schnell den ersten Boulder und war damit der erste Teilnehmer des Tages, dem dies gelang. „Ich war mir dessen zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, aber als ich es merkte, fiel mir eine Last von den Schultern“, sagte Schubert. Er beendete die Runde mit 44,7 Punkten, sicherte sich damit den sechsten Platz in der Gesamtwertung, und er war erleichtert, dass er den Stress einer schlechten Platzierung im Bouldern vermieden hatte. „Die größte Erleichterung war die Gewissheit, dass ich nicht den ganzen Tag damit verbringen musste, über eine schlechte Boulderrunde nachzudenken. Jetzt kann ich mich gut ausruhen und mich darauf konzentrieren, im Lead abzuliefern“, sagte er.
In der Lead-Qualifikation sah sich Schubert mit einer sehr herausfordernden Route konfrontiert, in der viele Athleten bereits im unteren Teil stürzten. Obwohl der 33-jährige Tiroler seine Stärken im Vorstieg nicht voll ausspielen konnte, sicherte er sich den fünften Gesamtrang und zog damit ins Finale ein. „Es war schwierig“, stellte er fest. „Die Route war hart, so wie ich es mag, aber ich bin auf Nummer sicher gegangen. Im Nachhinein betrachtet habe ich nicht die beste Leistung erbracht.” Dennoch hat er sein Ziel, mit dem Finaleinzug, erreicht. „Die Strategie für heute war einfach: überleben und ins Finale kommen. Am Finaltag geht es dann um alles oder nichts“, kommentierte Schubert.
Am letzten Wettkampftag beendete Schubert die Boulderrunde nach einigen verpassten Chancen mit 43,6 Punkten auf dem fünften Platz. Vor allem der zweite von vier Bouldern war in einem Stil, den er normalerweise bevorzugt, wo er allerdings Probleme beim Start hatte. „Der zweite Boulder war knapp - ein sehr physisches Problem, normalerweise meine Stärke. Aber heute hatte ich mit der Schulterkraft zu kämpfen. Das war frustrierend.“ gab Schubert zu und räumte ein, dass ihn dieser Fehler zumindest Silber gekostet hat.
In seiner Paradedisziplin, dem Vorstiegsklettern, zeigte Schubert jedoch eine starke Leistung. Mit 96 Punkten zog er an Colin Duffy (USA) vorbei und sicherte sich mit 139,4 Punkten die Bronzemedaille. „Nach der Boulderrunde hatte ich nichts zu verlieren, als ich in den Vorstieg ging. Ich habe meinen Rhythmus gefunden und bin gut geklettert. Ich bin froh, dass ich eine weitere olympische Medaille gewinnen konnte“, sagte Schubert nach dem Wettkampf.
Obwohl sich der sechsfache Weltmeister enttäuscht über die verpassten Chancen beim Bouldern äußerte, unterstrich er mit seiner dominanten Leistung im Vorstieg, warum er derzeit einer der besten Wettkampfkletterer der Welt ist.
„Seit dem Finale sind ein paar Tage vergangen, und neben den
ganzen Feierlichkeiten und Pressearbeit, habe ich angefangen,
über meine Erfahrungen bei Paris 2024 nachzudenken. Es ist kein
Geheimnis, dass ich eine andere Medaille anstrebte, und ich
würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich mit Bronze nicht ein
wenig enttäuscht bin.
Ich habe im Vorfeld dieser Spiele alles gegeben. Das Ziel,
Olympiasieger zu werden, hat mich mit mehr Motivation und
Energie als je zuvor angetrieben. Ich habe hart an meinen
Schwächen gearbeitet, z. B. an Platten und Koordination, und
mich darauf konzentriert, die richtige Einstellung zu finden.
Für mich ist es wichtig, dass ich wirklich daran glaube, dass
ich mein Ziel erreichen kann. So habe ich das letzte Jahr damit
verbracht, mir einzureden, dass ich das Zeug dazu habe, Gold zu
gewinnen. Rückblickend betrachtet gab es in der letzten Runde
einige verpasste Chancen. Aber das liegt in der Natur unseres
Sports - alles passiert in Sekundenschnelle, und eine
Kleinigkeiten hätten einen anderen Ausgang bedeuten können.
Dennoch war das Feld der Männer das stärkste, in dem ich je
angetreten bin, und es macht mich stolz, dass ich mit meiner
zweiten olympischen Medaille nach Hause gehe. Wenn ich das laut
ausspreche, bekomme ich definitiv Gänsehaut.“
Bildnachweis: Shinta Ozawa / GEPA / ÖOC / Niklas Stadler / IFSC / Jan Virt / Lena Drapella