In 2 Monaten ist es soweit und mein Traum von Olympia wird wahr – die ersten Spiele, bei denen eine Klettermedaille vergeben wird, finden statt. Dass ich da mehr als nur mitreden will, ist kein Geheimnis und dass ich dafür alles andere unterordne, ebenso wenig.
Die Anspannung unter den Kletterern steigt, das hat der Weltcup in Salt Lake City vergangene Woche gezeigt, das Interesse der Medien wird mehr, was sich in der Kadenz meiner Interviews niederschlägt, dazu kommt noch mein eigener perfektionistischer Anspruch. Genau jene Ingredienzien, die mich zur Höchstform auflaufen lassen – mein 3. Platz in Utah hat das wohl deutlich gezeigt.
Und doch kann nicht alles nur ernst und strukturiert und getimed sein. Für mich sind Spaß und die Freude am kollektiven Weiterentwickeln schon immer ein enorm großer und wichtiger Erfolgsfaktor gewesen. Seit kurzem steht eine ArtRock Freewall im Garten und die hat eben diese Wichtigkeit wieder einmal mehr unterstrichen.
Ich wohne nicht nur in einer starken Kletter-WG mit dem Italienischen Olympiastarter Michael Piccolruaz, Alfons Dornauer und Lukas Köb, wir haben auch gern Spaß und mein neuestes YT Video zeigt genau diese Liebe zum Spielerischen. Wir haben uns alle ordentlich ins Zeug gelegt, damit Ankunft und Aufbau der mobilen Kletterwand optimal verlaufen, seither herrscht reges Kommen und Gehen in unserem Garten, jeder will sich an der Wand versuchen. Bei 26000 Boulder-Varianten, die man sich aktuell über die App auf die Wand projizieren lassen kann, sind die Möglichkeiten beinahe unbegrenzt.
Allerdings sehe ich die Freewall nicht als reinen ‚Spielplatz‘. Ich integriere sie ganz gezielt in meine Olympiavorbereitung. Einerseits aktiv, in dem ich nach dem Teamtraining im Kletterzentrum noch eine zusätzliche Einheit für z.B. die Fingerpower mache. Die Wall steht direkt vor meinem Zimmerfenster und wenn ich das Gefühl habe, noch genug Kraft zu haben, ist das der kürzeste Weg. Wenn neben den WG-Kollegen auch noch mein Bruder oder Freundin im Garten auftauchen, kommt die Motivation von selbst.
So ergibt sich auch eine weitere Art, wie ich von der Freewall profitiere: bin ich vom Training müde, lass ich die anderen fanatisch werden, während ich daneben Flexibility-Übungen mache und beobachte. So arbeite ich an etwas, das für mich essenziell ist – Mobility und Dehnen. Die positiven Auswirkungen haben sich in meinem aktuellen Weltcup Ergebnis bereits niedergeschlagen, da spielte Beweglichkeit eine entscheidende Rolle.
Gemeinsam mit dem Tiroler Unternehmen ArtRock hat Jakob Schubert eine outdoorfähige Variante der Freewall entwickelt.
In nur zwei Stunden zur eigenen Profi-Kletterwand. Der ArtRock Freewall Bausatz ist elegant, freistehend und alle Hauptbauteile sind zu 100% aus Holz. Alles kann mit zwei Freunden, viel Spass und einem Akkuschrauber zusammengebaut werden. Die LED-SYSTEME und Griffe von Tension und Moon sind mit der Wand kompatibel.
Über die App stehen der Community 26000 Boulder – ständig wachsend – zur Verfügung, die man sich auf die Wand projizieren kann. Sowohl Wand als auch Griffe sind genormt.
Die Tension-Holzklettergriffe stehen für das härteste und professionellste Training am Markt. Die neue Tension-App zeigt mittels LED Boulder an der Wand an und verfügt über einen interaktiven Trainingsassistenten. Dieser führt gezielt zu neuer Höchstleistung.
Der 3. Platz beim Boulder Weltcup in Salt Lake City beflügelt natürlich für alles weitere; gleichzeitig spüre ich auch eine gewisse Erleichterung. Nach dem 23. Platz beim Weltcupauftakt in Meiringen (SUI) war das große Ziel, ein gutes Boulder-Ergebnis zu fixieren und das ist mir bei einem topbesetzten Bewerb voll aufgegangen. Mit dem Podestplatz in den USA konnte ich mir und allen anderen beweisen, dass ich mit meiner derzeitigen Boulder-Form im Stande bin, ganz vorne mitzumischen.
Was mich noch viel glücklicher macht, ist, dass die Boulder-Wand in Salt Lake City eher flach ist und somit etwas, das meinem Kletterstiel gar nicht entgegenkommt. Das ist die Bestätigung, dass im Training sehr viel weitergegangen ist und ein gutes Gefühl in Richtung Tokio, wo die Wand auch sehr flach sein wird.
Hinsichtlich Olympiavorbereitung läuft in der Disziplin Bouldern somit alles nach Plan und diese Form muss ich versuchen, bis zu den Spielen zu konservieren. Ab sofort liegt mein Fokus verstärkt auf dem Vorstieg – meiner Paradedisziplin. Mit dem ersten Wettkampf in Innsbruck in gut drei Wochen kommen nicht nur die guten Erinnerungen von der WM 2018 wieder hoch, sondern steigt auch die Vorfreude auf den bedeutendsten Wettkampf meiner Karriere – der Sportkletterbewerb vom 03. bis 06. August bei den Olympischen Spielen in Tokio.
Wettkampf-Highlights 2021
22.-26.06. | Heimweltcup in Innsbruck (AT)
03.-06.08. | Olympische Spiele in Tokio (JP)
Bildnachweis: Alpsolut/Mair