Auf die Frage ‚wer ist Jakob Schubert?‘ gibt es eine klare und gleichsam facettenreiche Antwort.
Jakob Schubert ist ein Kletterer. Ehrgeizig, loyal und freundlich, und nebenbei als siebenfacher Weltcupgesamtsieger und Rekordhalter für die meisten Einzelsiege im Weltcup auch zweifelsfrei einer der erfolgreichsten seiner Zunft. Er verbeißt sich – ganz Hardliner – in die schwierigsten Felskletterrouten und steckt sich die Ziele gern höher als alle anderen. Verbissen ist er dabei aber nicht, denn die Freude am Tun und der Spaß bei der Sache zählen mit zum Wichtigsten im Leben.
Wenn man das Nachklettern eines im Wettkampf nicht getoppten Boulders direkt nach der Siegerehrung als perfektionistisch und pedantisch bezeichnet, dann ist Jakob Schubert auch das. Sein größter Kritiker ist er selbst. Es geht darum, Fehler zu erkennen und daran zu arbeiten, damit Schwächen beim nächsten Mal nicht bestraft werden.
Dafür trainiert der gebürtige Innsbrucker fünf Mal in der Woche in der Kletterhalle; meist nach Gefühl und Motivation, doch daran scheitert es in den seltensten Fällen. Der Bewegungsdrang ist nicht nur unbändig, sondern seit jeher tief verankert. Wäre er nicht Kletterer geworden, dann wahrscheinlich Profi-Fußballer oder führend in einer logischen Disziplin wie Mathematik oder Physik. Hauptsache, der Ehrgeiz wird gestillt!
Fitness in jeder Faser seines Körpers – auf die baut er erfolgreich seit vielen Jahren als Profikletterer auf höchstem Niveau und dabei hilft ein diverses Sportrepertoire. Nur mit dem Schwimmen hat er’s nicht so. Ins Wasser hineinspringen und durchaus aus luftigen Höhen beim Deep Water Soloing in Mallorca ja, Längen schwimmen nie und nimmer! Mit dem offenen Brustraum ist es bei den Kletterern nicht weit her und vielleicht liegt es ausnahmsweise auch ein wenig an der technischen Begabung.
Für einen wie Jakob ist es wichtig, große Ziele zu haben. Gesamtweltcupsiege in Vorstieg und Boulder, diverse Felsprojekte im schwierigsten Grad vor der Haustür in Innsbruck ebenso wie in weiter Ferne, und glänzenden Erfolg bei den nächsten Olympischen Spielen.
Nach der Bronzemedaille in Tokio und seinen jüngsten Siegen bei den Weltmeisterschaften in Bern 2023 hat Jakob nun ganz klar Paris 2024 im Visier; nicht jedoch ohne auf dem Weg dorthin ein paar steinige Zwischenstopps einzulegen. Sein Ziel, in den exklusiven "9c-Club" aufgenommen zu werden, ist fester Bestandteil des Plans, denn die Begeisterung für das Klettern im höchsten Schwierigkeitsgrad und das Klettern mit Freunden ist für den 32-Jährigen schon jetzt eine lebenslange Leidenschaft.
Gutes Essen – am liebsten Japanisch, Online Gaming mit den Kumpels auf der ganzen Welt und Quality Time mit der Freundin und Familie zählen zu Jakobs Lieblingsbeschäftigungen abseits von Chalk und Campus Board. Seit dem verrückten Frühjahr 2020 auch Schach. Passend zum detailverliebten Taktiker geht’s dabei Zug um Zug in Richtung Sieg.
Für Tennisgott Roger Federer und Kletterass Adam Ondra empfindet der studierte Wirtschaftswissenschaftler höchsten Respekt. Eigenschaften wie die unbändige Liebe zu ihrem Sport, die absolute Motivation und das permanente Streben nach dem Besserwerden – als Sportler und als Mensch – üben diese Faszination aus.
Ganz ähnlich verhält es sich auch bei ‚Joggl‘, wie er in der Halle oft gerufen wird. Nach mehr als 13 Jahren im Weltcupzirkus und Begehungen der mitunter schwierigsten Felsrouten der Welt ist der Erfolgshunger nach wie vor ungebrochen.
Text von Katrin Strobl